Jugendtörn 1986, vor Anker auf dem Ijsselmeer
2.Jugendtörn 1986, mit der SY Pandora, eine Suncoast 52 (16 m), ketschgetakelt.
Ungewollt vor Anker bei 6 Bft und danach Motorausfall.
Aufbauend auf den Erfolg unseres 1. Jugentörns von 1985 charterten wir ein Jahr später eine Suncoast 52 und
eine Dehler Optima (Skipper Peter Thome) als Begleityacht.
Standort beider Yachten war der Stadthafen Stavoren. In Stavoren erfuhren wir, dass die Pandora wegen einer Havarie
im Stadthafen von Hoorn festgemacht hatte. Also wieder zurück über den Mittel-Deich nach Hoorn. Mit Peter vereinbarten
wir ein Treffen in Medemblik.
In Medemblik morgens hatte der Wind auf Bft 4-5 aufgefrischt, sodass wir
vereinbarten: Die Pandora segelt nach Enhuizen. Peter mit der kleineren Yacht, kommt bei abnehmenden Wind nach.
Aus Medenblik abgelegt kam bei weiter auffrischendem Wind die schwere Stahlyacht in die Gänge.
Plötzlich vernahm ich ein lautes Rattern. Die Ankerkette rauschte über die Winsch ins Wasser.
Wir lagen bei Bft 6 im Ijsselmeer vor Anker.
Nach bergen der Segel versuchten wir die Kette und Anker mit der handbetriebenen Ankerwisch wieder einzuholen.
Nur mit Motorhilfe war uns dies möglich.
Wegen der tropfnassen und entkräfteten Ankercrew beschloss ich unter Motor den nächsten Hafen anzulaufen.
Der machte plötzlich schlapp und blieb stehen !
Die Kontrolle im Motorraum zeigte, der über dem Motor montierte Tagestank war leer. Nach weniger als einer Stunde unter Motor
hatten wir über 70 Liter Diesel verbraucht ?!?. Also erst mal den Tagestank aus dem Haupttank wieder auffüllen.
Zu meiner Verwunderung sprang der Motor ohne die Treibstoffversorgung zu entlüften wieder an.
Die Erklärung war offensichtlich. Aus der Einspritzpumpe schoss eine Treibstoff-Fontaine heraus. Der Diesel
ergoss sich in die Bilge.
Auf der Pumpe fehlte der Sockel samt Entlüftungsventil. Die Einspritzpumpe hatte sich gewissermaßen sebst entlüftet.
Segeln gegen den Startwind und mit beschädigte Fock (Hebel der Ankerwinsch) war keine Option. Also unter Motor mit
kleiner Fahrt nach Medemblik navigieren und dann im Kanal vor dem Binnenhafen anlegen, gegebenenfalls auch unter Segel.
Inzwischen hatte ich den Skipper Peter T. der Begleityacht, mit der Bitte unser Anlegemanöver zu unterstützen, angerufen.
Zu unserem Glück hielt der Motor durch, sodass wir problemlos im Kanal vor Medembliks Binnenhafen anlegen konnten.
Inzwischen war der Dieselgestank im Salon so stark, dass wir die Gaswarnanlage ausschalten mussten.
|
Die SY Pandora in Medembliks Binnenhafen
 |
Bevor wir es uns im Salon gemütlich machen konnten, musste das mit Treistoff verseuchte Bilgewasser aus dem Schiff.
Zum Glück fanden wir in der Pandora eine kleine Treibstoff-Handpumpe und einen Kanister (5 Liter). Aber wohin mit der Brühe ?
Auf der Pier fand ich in unmittelbarer Nähe einen riesigen Altöl-Tank für die Berufsschifffahrt.
Nach mehreren Stunden harter Arbeit hatten wir die Büchse (Bilge) der Pandora entleert.
Zu unserem Glück fand danach ein technisch interessiertes Crewmitglied unter dem Motor das Entlüftungsventiel samt Sockel.
Inzwischen hatte ich dem Vercharterer den Schadem gemeldet. Er konnte mir die fehlende Dichtung des Ventils beschreiben.
Am nächsten Tag schwärmten zwei Suchtrupps aus um die notwendige Dichtung im nahegelenem Ort zu besorgen.
Nach Montage der Entlüftungseinheit sprang der Motor wieder an. Leider machte der Motor trotz mehrmaliger Entlüftung
im Leerlauf immer wieder schlapp.
Damit mussten wir in den nächsten Tagen leben. Allerdings bescherte dies in den Häfen bei den Hanfenlieger keine Freunde.
Schön war nur die Erleichterung in den Gesichtern der Betroffenen zu sehen, wenn wir die Pandora nur wenige Meter vor ihren
gepflegten Eigneryachten, zum Stehen brachten.
Die Crew der SY Pandora
|
Wir waren sehr erleichtert als wir die
Suncoast Pandora 16m Länge ü.A. 4,5m Breite,
27 t, Diesel 1200 Liter, Wasser 450 Liter,
durch die nur unwesentlich breitere Hafeneinfahrt des Binnenhafens von Hoorn manöveriert hatten.
Bei Rückgabe der Yacht klärte uns der Vercharteter über die Vorgeschichte unserer Probleme auf:
Am Vortag unserer Anreise zog ein kleines Tief über dem Ärmelkanal, erst spät von den Wetterstationen bemerkt,
in Richtung Nordsee. Das kräftiger werdenden Sturmtiefs zog direkt in Richtung der Niederlande. Das Ijsselmeer lag
gewissermaßen im gefährllichen Viertel des Sturmtiefs. Die Sturmwarnungen erreichten erst sehr spät die Sportschifffahrt.
Aus meiner Erinnerung gab es damals auf dem Ijsselmeer zwei Tote.
Die Pandora mit britischer Crew wurde vom Sturm überrascht und beschloss unter Motor den nächsten Hafen anzulaufen.
Nach einiger Zeit versaget der Motor. Die Crew setzte den Anker und forderte Schlepphilfe an. Die Ursache des Motorausfalls:
ein leerer Tagestank. Die Treibstoffleitungen wurden vermutlich erst im Hafen von Hoorn ? entlüftet. Möglicherweise wurde der
Sockel des Entlüftungsventils nich sachgerecht festgedreht bzw keine Dichtung eingebaut.
Nach bergen des Ankers bei Sturm auf dem Ijsselmeers hatte die Crew vermutlich die Kettenbremse nur mit der Hand statt mit dem
Spillspaken (Hebel) festgezogen.
Da der Anker nicht an Deck lagerte, sondern in einer Ankerklüse am Bug der Yacht steckte, hatten die kurzen Nordseewellen ein
leichtes Spiel das Eisen aus der Klüse zu ziehen.
Eine Kettensicherung war nicht vorhanden.
|
Trotz der vielen Probleme mit der Yacht, blieb die Stimmung in dieser ereignisreichen Woche gut.
Die Kids verbuchten die Reise als ein großes Abenteuer. Die Reise brachte bei Einigen Talente zu Tage die sie selbst nicht
vermuteten. Kochen und Abwasch, Navigation, Segeltechnik, und historische Hafenorte und das Gemeinschaftserlebnis bleiben
in guter Erinnerung.
Wegen der techn. Probleme mit der Yacht hatte der Vercharterer keine Reparatur- und Betriebskosten (Treibstoff etc) eingefordert.
Mein Wahlspruch nach dieser Reise: Es gibt keine Probleme sondern nur Lösungen !
Erfahrung: Bei der Übernahme einer Yacht prüfe die Sicherung des Ankers !
Dezember 2025 M.Iffland